Zahnarztangst - was tun?
Eine Lösung für Angstpatienten bietet die Zahnbehandlung unter dentaler Sedierung (Beruhigung) mit Lachgas. Dieses Thema stand im Mittelpunkt des ZBB-Fortbildungstreffens, ZAHNÄRZTE | BADISCHE BERGSTRASSE e.V., im Mai. Referent war Dr. med.dent. Lars Albrecht, Zahnarzt aus Weinheim, der sich schon seit Jahren der Behandlung von "Angstpatienten" widmet.
Er stellte den interessierten Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeiten der dentalen Sedierung mit "Lachgas", N2O, für Patienten mit "Zahnarztangst" vor.
Der Name des Gases stammt noch aus der Zeit der Entdeckung seiner Wirkungen (1799), als das Gasgemisch in höherer Dosierung auf "Lachgaspartys" zur Belustigung der Partygäste Verwendung fand.
Obwohl die moderne Zahnmedizin nichts mehr mit mittelalterlichen Behandlungsmethoden zu tun hat, haben 64% der Deutschen große Angst vor Wurzelbehandlungen, 59% davor einen Zahn gezogen zu bekommen, und 56% jagt das bloße Geräusch eines Bohrers ein Schaudern ein. Diese negativen Gefühle sind häufige Gründe den Zahnarzt bei behandlungsbedürftigen "Zahnproblemen" erst viel zu spät oder gar nicht aufzusuchen. Die Verschleppung einer nötigen Behandlung kann später zu dringenden Eingriffen, im Extremfall auch zu Zahnverlust führen.
Ein effektives Mittel die Angstgefühle zu vermindern ist die dentale Sedierung (Ruhgistellung ohne Bewusstseinsverlust) mittels Lachgas. Es kann z.B. entspannend, entkrampfend wirken und der Patient kann ein verringertes Zeitempfinden und eine verminderte bzw. gedämpfte Aufnahme optischer und akustischer Reize bei sich feststellen. Die Behandlung ist ab dem frühen Kindesalter bis ins fortgeschrittene Erwachsenenalter möglich. Auch Patienten mit starken Würgereizen -reflexen nehmen die Behandlung gerne an.
Mit den neu entwickelten digital oder analog gesteuerten Geräten kann das Lachgas- / Sauerstoffgemisch exakt und individuell für jeden Patienten eingestellt werden. Im Gegensatz zu den Anfängen der Lachgasbehandlung (1850) wird heute das Lachgas (N2O) / Sauerstoffgemisch (O2) nur noch mit einer niedrigeren N2O-Dosierung ermöglicht. (Geräte mit automatischem Lachgaszufuhr-stopp).
Eine überstarke Enthemmung oder ein Bewußtseinsverlust ist daher ausgeschlossen. Die Patientenüberwachung ist heute in jeder Praxis mit einem "Pulsoxymeter", welches als Fingerclip angebracht wird möglich: kontinuierliche Messung von Puls und O2-Konzentration im Blut.
Für den Patienten bietet die Methode im Vergleich zur Vollnarkose folgende Vorteile: schneller Wirkungseintritt, Erhalt des Bewußtseins, rasche Wiedererlangung von motorischen Funktionen und Fahrtüchtigkeit sowie relativ unkomplizierte Anwendung. Die dentale Sedierung mit Lachgas verdrängt daher weltweit in zunehmendem Maße die risikobehaftete und teure Vollnarkose.
Nicht für jeden Patienten ist die Anwendung geeignet. In der Regel können Gesunde oder Patienten mit leichten systemischen Erkrankungen problemlos mit Lachgas sediert werden. Nicht jeder Zahnarzt ist befugt eine dentale Sedierung durchzuführen, Voraussetzung ist eine anerkannte Fortbildung und die entsprechende apparative Ausstattung. Die dentale Sedierung erweitert das Behandlungsrepertoire bei Angstpatienten. Die Kosten hierfür werden von den Gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.
Haben Sie Fragen? Dann wenden Sie sich bitte an den Verein, ZAHNÄRZTE | BADISCHE BERGSTRASSE e.V..
info@zahnaerzte-badische-bergstrasse.de
www.zahnaerzte-badische-bergstrasse.de
Autor | Lars Albrecht
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Pressemitteilung Weinheimer Nachrichten vom 31.05.2012 (PDF | 828 KB)